Malerin / Grafikerin / Papierkünstlerin
Ein bisschen sieht sie sich als (süchtige) Hafenkatze, die immer wieder an die Orte ihrer Taten zurück muss und nachschauen MUSS, was sich da inzwischen getan hat. Es sind Schauplätze, deren Atmosphäre sie braucht, den Geruch, das Licht, den Zug der Wolken, die Schlabbergeräusche der kleinen Brandungswellen, und sie findet ihr Thema bei den maritimen Motiven immer wieder neu, ungeachtet der klischeebelasteten Kulissenhaftigkeit an Orten, wo die Ufergestade dem Meer Kante zeigen, die Luft salzhaltig ist und der sprichwörtliche Möwenschrei das Ohr kitzelt.
Im Fokus liegen bei ihr weniger die Meeres- und Landschafts-Choreographie selbst als vielmehr das Ensemble betagter Baulichkeiten, zweckbestimmter Eingriffe und Hinterlassenschaften der Menschen und die stetigen Veränderungen, woraus sie malerisches Potential schöpft.
Unser tägliches Boot gib uns heute, lautete auch diesmal wieder ihr sommerlich maritimes Credo als Wiederholungstäterin auf Bornholm, jener vom Mare Balthicum umspülten magischen Insel, auf der zwar nicht die Zitronen blühen, die aber dem Auge so manches zu entdecken gibt, was die Umgebung so hergibt an Licht, Farben, Stimmungen und Artefakten. Regelmäßig macht sie sich mit Sack und Pack auf die Insel, die ihr mit der Zeit immer wichtiger geworden ist. Angefangen hat es mit der See-Sucht auf der Insel Rügen, speziell Mönchgut bereits 1978. Bis sie Bornholm für sich entdeckte, war sie jedes Jahr dort, hinzu kamen später andere Orte in Schweden, Norwegen, Dänemark, wo sie viel gearbeitet hat (z. B. Stevns, Møn, Sandefjord, Hvaler, Bohuslän).
Über die Jahre, die es sie immer wieder in die nördlichen Gefilde zieht, gibt es allerhand, was der Zahn der Zeit inzwischen verändert hat, oder was gar nicht mehr existiert, insofern sind es auch protokollarische „Momentaufnahmen“, die sie treuhänderisch in ihr schon stattlich zu nennendes maritimes Bildarchiv einfügt. Es sind weniger die Tummelplätze maritimer Freizeitbetätigungen und auch eher seltener das wilde ungebändigt dynamische Meer als offene Wasserwüste, das sie beschäftigt, sondern vielmehr die ufernahe Zone der kleinen Häfen und Fischereihäfen, das stille Wasser hinter der geschützten Hafenmole als beinahe unauffälliger Träger für allerlei auftriebsfähige Schwimmkörper, meist in Form von Gebrauchsfahrzeugen aus der Arbeitswelt, Fischkuttern, ausrangierten Barkassen, Beibooten, dazu Stege, Bootsschuppen, ausgebreitete Netze, Bordgerätschaften etc.
Das zugehörige Personal glänzt hierbei durch strikte Abwesenheit und mag sich dafür glücklich schätzen. In Teufels Küche der Abstraktion um Kopf und Kragen gebracht, würde es sich selbst ohnehin kaum wiedererkennen. Der Abbildcharakter der Motivkomplexe wird ins Umrisshafte verknappt, die Konturen zugleich durch exzessiven Farbauftrag bis zur Vehemenz gesteigert. Die Möglichkeiten der Verknappung bei gleichzeitig ungestümer farblicher Verausgabung sind es, die das malerische Interesse der Künstlerin und ihr ganzes Können in Anspruch nehmen.
Peter F. Schmitt
Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- u. Ausland, viele Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen.
Bevorzugte Arbeitstechniken: Öl-u. Acrylmalerei, Zeichnung, Aquarell, Grafik (Holzschnitt und Radierung) Handschöpfen von Papieren, Collage, Assemblage, skulpturale Objekte aus Materialmix
Vita
1957
geboren in Bischofswerda
1976
Abitur in Leipzig
1976-81
Studium Malerei/Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst
in Leipzig bei Prof. Hans Mayer-Foreyt und Prof. Bernhard Heisig
1982-88
freischaffend in Gera tätig
1989-91
in Berlin Meisterschülerin an der Akademie der Künste
bei Prof. Gerhard Kettner
1990
Stipendium für Studienaufenthalt in Nürnberg
Städtepartnerschaft Gera – Nürnberg
seit 1989
freischaffend in Berlin tätig
Arbeitsstipendium der Stiftung Kulturfonds
2000
Symposium Samporia in Göteborg/Schweden
seit 1982
zahlreiche Studienaufenthalte an den Küsten Skandinaviens,
Frankreichs und Deutschlands
seit 1992
Leitung von Kursen und Workshops für Malerei und Grafik